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Antidepressiva bei Demenz: Hilfe oder Gefahr?

Autorenbild: M. VatamanuM. Vatamanu

Viele Menschen mit Demenz leiden neben den kognitiven Einschränkungen auch unter Angstzuständen, Unruhe oder Depressionen. Um diesen Symptomen entgegenzuwirken, verschreiben Ärztinnen und Ärzte häufig Antidepressiva. Eine neue Studie deutet jedoch darauf hin, dass diese Medikamente den kognitiven Abbau von Demenzkranken möglicherweise beschleunigen könnten. Doch nicht alle Fachleute teilen diese Meinung.

Studie untersucht Zusammenhang zwischen Antidepressiva und kognitivem Abbau

Laut einer aktuellen Untersuchung des Karolinska-Instituts in Schweden, die in der Fachzeitschrift BMC Medicine veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass Demenzpatienten, die Antidepressiva einnahmen, im Laufe der Zeit einen stärkeren kognitiven Abbau erlebten als jene, die keine dieser Medikamente erhielten. Die Studie basiert auf medizinischen Daten von 4.271 Demenzkranken, die zwischen 2007 und 2018 erfasst wurden.

Die am häufigsten verschriebenen Medikamente in der Untersuchung waren sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs). Besonders bei fortgeschrittener Demenz schien der Zusammenhang zwischen Medikamenteneinnahme und kognitivem Verfall ausgeprägter zu sein.

Fachleute mahnen zur Vorsicht bei der Interpretation der Studie

Nicht alle Experten sind jedoch von den Ergebnissen überzeugt. Kritiker weisen darauf hin, dass die Studie eine rein beobachtende Analyse darstellt. Dr. Prasad Nishtala von der University of Bath betont, dass die Schwere der Depression der Betroffenen nicht vollständig berücksichtigt wurde – ein entscheidender Faktor, der die Ergebnisse beeinflussen könnte. Auch Dr. Emma Anderson vom University College London äußert Bedenken, dass die Studie die öffentliche Wahrnehmung von Antidepressiva negativ beeinflussen könnte, obwohl es sich nur um begrenzte Beweise handelt.

Ein weiterer Experte, Dr. Richard Isaacson vom Institute for Neurodegenerative Diseases in Florida, warnt davor, die Ergebnisse falsch zu interpretieren. Er befürchtet, dass Angehörige die Medikation aus Angst eigenmächtig absetzen könnten. Dies könnte dazu führen, dass Demenzpatienten noch stärker unter Unruhe, Angst und sozialem Rückzug leiden – was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen könnte.

Individuelle Behandlung ist entscheidend

Die Diskussion zeigt, wie wichtig eine individuelle und gut abgestimmte Therapie bei Demenz ist. Medikamente sollten stets in Absprache mit Fachärzten eingesetzt und regelmäßig überprüft werden. Neben Medikamenten gibt es auch andere Wege, um Demenzpatienten zu unterstützen – darunter nicht-medikamentöse Ansätze wie Musiktherapie, Bewegung oder strukturierte Tagesabläufe.


Die Recall Demenz Akademie steht Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen mit wertvollen Informationen, gezielten Schulungen und praktischer Unterstützung zur Seite. Unser Ziel ist es, Sie dabei zu begleiten, den besten Umgang mit der Erkrankung zu finden – individuell abgestimmt und auf wissenschaftlicher Grundlage.

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